Wartungsfrei, schmiermittelfrei, nachhaltig produziert und nichtrostend setzt das neue Urban Bike von Igus neue Maßstäbe in der nachhaltigen Mobilität. Das Fahrrad aus recyceltem Kunststoff wird Generationen von Menschen transportieren. Auf der Hannover Messe hat der Kunststoffvisionär mit der neuen Igus:Bike Plattform das wegweisende Konzept präsentiert. Mit seiner Expertise in Kunststoffen für Bewegung wird das Konzept und viele Bauteile auf dieser Plattform für Fahrradhersteller verfügbar. Ende des Jahres soll das erste Modell lieferbar sein. Für die Zukunfts sind auch E-Bikes geplant.
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30.05.2022 | Die Welt versinkt in Plastikmüll und die Berge auf den Deponien werden immer höher. Auch landet das Plastik im Meer, gelangt in die Nahrungskette und wird so zur Gefahr für Mensch und Tier. Daher ist es dringend notwendig, die Abkehr von der Linearwirtschaft hin zur Kreislaufwirtschaft zu vollziehen. Zur Unterstützung dieser Transformation entwickelt und investiert Igus seit Jahren in Ideen rund um das Recycling von Kunststoffen.
Auf der Hannover Messe 2022 hat der Motion Plastics Spezialist mit dem Konzept eines robusten und langlebigen Urban Bikes eine Weltneuheit präsentiert. Das Urban Bike besteht vom Rahmen über die Lager bis hin zum Zahnriemen zu 100 % aus Kunststoff. In einer geplanten Recycling Version wird der größte Teil des Materials aus verbrauchten Kunststoffen stammen. „Das Plastik auf den Müllhalden dieser Welt wird zu einer wertvollen Ressource“, erklärt Frank Blase, Geschäftsführer von Igus.
Polyamid für die Elektromobilität und industrielle Anwendungen
Er hatte im Urlaub am Atlantikstrand die zündende Idee zum „Igus:Bike“ getauften Fahrrad. In einem Gespräch mit Angestellten eines Fahrradverleihs am Strand erfuhr er von ihren großen Problemen mit den Beach Bikes. Diese waren dauerhaft Sand, Wind und Salzwasser ausgesetzt. Manchmal waren sie nach nur drei Monate bereits verschlissen und mussten ausgetauscht werden. Der Tausch und die Wartung sind in dieser Branche oft teuer und zeitaufwändig.
Die Kunststoff Bikes sind pflegeleichter als jedes andere Fahrrad. Die Single Speed Bikes können bedenkenlos bei Wind und Wetter im Freien stehen bleiben und lassen sich in Sekundenschnelle mit einem Gartenschlauch reinigen. „Da alle Bauteile aus Kunststoff bestehen, rostet nichts am Rad“, unterstreicht Herr Blase. „Selbst das Getriebe bleibt verschont. Ein Fahrrad Getriebe aus Kunststoff war lange Zeit undenkbar.”
Von den 2-Komponenten Kugellagern in den Radlagern bis hin zu den Gleitlagern in Sattelstütze, Bremshebeln und Pedalen kommen schmiermittelfreie und leichte Hochleistungskunststoffe zum Einsatz. Alle Bauteile sorgen mit ihren integrierten Festschmierstoffen für einen reibungsarmen Trockenlauf – ohne einen einzigen Tropfen Schmieröl. Schmutz, Sand und Staub können sich so nicht festsetzen. Die Tribo-Kunststoffe des Herstellers sind schon lange erfolgreich in mehr als 70 Branchen im Einsatz wie in Automobilen, Ackerschleppern oder Robotern. Selbst in der Fahrrad Industrie haben sie seit Jahrzehnten viele Fans. Hier bewähren sie sich beispielsweise in Mountainbikes und E-Cargo Bikes.
Aktuell beschäftigen sich acht EntwicklerInnen mit allen beweglichen Komponenten des Urban Bikes aus Vollkunststoff. Andreas Hermey, langjähriger Entwicklungsleiter Energieketten, koordiniert die Entwicklung. Dazu arbeitet er mit dem Fahrrad Start-up MTRL aus den Niederlanden zusammen. Im Rahmen dieser Kooperation entstanden bereits Kugellager, Bremsen, Ritzel, Getriebe und Antriebe. Bereits bestehende und bewährte industrielle Entwicklungen wurden an die neue Anwendung angepasst. Als Ergebnis können Anbieter weltweit von den leichtgängigen, leisen und haltbaren Kunststoffteilen im Rahmen der Igus:Bike Plattform profitieren.
Plastik Recycling aus und für die Industrie u. a. Anwendungen
Die Kölner geben Fahrrad Herstellern auf der ganzen Welt die Möglichkeit mit der Igus:Bike Plattform die Technologie zusammen voranzutreiben. Auf der Plattform sieht man den aktuellen Stand und Fortschritt aller Komponenten. Außerdem lädt sie explizit Marktbegleiter zur Teilnahme ein. „Wir möchten damit die Fahrradindustrie befähigen, Fahrräder aus Kunststoff zu produzieren", vereutlicht Frank Blase. Die aufgebaute Plattform sieht er als Anlaufstelle für Hersteller, die ein Fahrrad aus Kunststoff bauen möchten und für Komponenten Hersteller von z. B. Rahmen, Rädern, Antrieben und Ritzeln aus Kunststoff. Es gibt bereits erste Kooperationen in diesem Rahmen wie die mit Helix.Eco für recycelte Kunststoffe. Weitere sollen folgen.
Der Partner MTRL hat in seinem Heimatland bereits 400 Fahrräder mit Rahmen und Laufrädern aus Kunststoff auf die Straßen gebracht. „Mit den Gründern Johannes und Benjamin Alderse Baas haben wir Partner gefunden, die unsere Vision 1:1 teilen“, freut sich der Geschäftsführer, der selbst als Investor bei MTRL engagiert ist. „Gemeinsam gehen wir die Weiterentwicklung der Vollplastik Fahrräder an.“
Die ganze Welt der Igus Roboter
Das Start-up wird bis Ende 2022 mit der Produktion und dem Verkauf eines Erwachsenen Fahrrads für Städte und eines Kinder Bikes beginnen. Die Markteinführung in Deutschland ist Anfang 2023 geplant. Ob es denn auch ein E-Bike geben wird? Natürlich sind für die Zukunft auch weitere Versionen wie ein E-Bike geplant. Das Igus Bike soll es in zwei Varianten geben: aus neuem Kunststoff und aus 100 % Recycling Material. Erste Prototypen wurden erfolgreich produziert und getestet, darunter eine Version aus alten Fischernetzen.
MTRL plant lokale Produktionsstätten weltweit in der Nähe von Plastikmüll Deponien. „Von Ocean Plastics zu Motion Plastics hat das Konzept des Igus Bikes das Zeug dazu, ein ökologisches Hightech Produkt zu werden”, schwärmt Frank Blase. „Wir haben noch viele Ideen wie die Zustandsüberwachung durch Smart Plastics, bei der man auf dem Smartphone sehen kann, wie viele tausend Kilometer das Rad noch fährt. Und damit können wir dann hoffentlich viele Menschen überzeugen, die dem Kunststoff heute noch skeptisch gegenüberstehen.”
Der Autor Oliver Cyrus ist Leiter Presse + Werbung bei der Igus GmbH in Köln.