Bei Konstrukteuren und Entwicklern der industriellen Antriebstechnik erfreut sich derzeit vor allem die Lamellenkupplung einer wachsenden Nachfrage vor dem Hintergrund der seit zwei Jahren laufenden Produktoffensive von Ringspann. Auf dem Gebiet der Wellenkupplungen hat diese nämlich zur Aufnahme zahlreicher neuer Typen von Kupplungen in das Portfolio geführt. Der Beitrag thematisiert die richtige Auswahl und Auslegung der nicht schaltbaren, drehstarren Wellenkupplungen.
Inhalt des Expertenwissens
Mit dem Sortiment von 22 Baureihen an Wellenkupplungsen mit Nenndrehmomenten von 2 bis 1.299.500 Nm und nahezu alle technisch relevanten Typen bietet Ringspann derzeit eine große Auswahl an Kupplungen zum Ausgleich von Axial-, Radial- und Winkelverlagerungen. Den Konstrukteuren und Ingenieuren der Anlagenbauer eröffnet das Unternehmen damit große Freiräume für die Realisierung starrer, drehstarrer oder drehelastischer Verbindungen zwischen Welle, Getriebe, Motor und Maschine.
Rutschkupplung + Überlastkupplung begrenzen Drehmomente
Bei unseren Kundengesprächen stellen wir immer wieder fest, dass es hinsichtlich der optimalen Anwendungen der Lamellenkupplung Unsicherheiten gibt. Basierend auf unserer jahrzehntelangen Projekterfahrung und unserer Auslegungskompetenz können wir Anwender auf wichtige Entscheidungskriterien hinweisen und viele offene Fragen klären.
Die Lamellenkupplungen der drei Baureihen RDL … DSx zählen zu den verschleißfreien und drehsteifen Wellenkupplungen. Sie sind leicht, benötigen keine Schmierung und eignen sich für gleichförmige und wechselhafte Drehmomente sowie einen rauen Betrieb mit stoß- und ruckartigen Belastungen. Ihre Konstruktion ist zum spielfreien Drehmoment übertragen ausgelegt.
Diese Wellenkupplungen gibt es in drei Varianten: mit einseitigem Lamellen Paket (RDL … DSO), mit beidseitigem Lamellen Paket (RDL … DSZ) und mit beidseitigem Lamellenpaket (RDL … DSA) in der speziellen Bauart nach den Vorgaben der Norm API 610 (ISO 13709).
Aus der API 610 und der damit verbundenen API 671 (EN ISO 10441) des American Petroleum Institute ergeben sich zahlreiche technische Änderungen gegenüber der Standardausführung für den anspruchsvollen Einsatz von Lamellenkupplungen in der internationalen Erdgas-, Öl und Petrochemie.
Stahllamellenkupplung für Servoantriebe | spielfrei und drehsteif
Für alle Hersteller und Zulieferer von Aggregaten und Anlagen zur Förderung, Produktion, Raffinierung und Weiterverarbeitung von Erdöl, Gas und Chemikalien ist eine Verwendung von API-konformen Wellenkupplungen unverzichtbar und wettbewerbsrelevant.
Für die Auswahl und Auslegung von Lamellenkupplungen gibt es neben dem branchenspezifischen Kriterium der API-Konformität eine Anzahl technisch-konstruktiver Aspekte mit übergreifender Bedeutung für alle Einsatzbereiche. Egal wo die zum Einsatz kommen soll, ist die richtige Bestimmung von Nenn Drehmoment und Betriebsdrehzahl grundlegend wichtig sowie die Berücksichtigung von Wellendurchmesser oder Wellenverlagerung.
Wichtig ist auch die Auswahl des geeigneten Betriebsfaktors. Mit ihm werden bei der Auswahl der Lamellenkupplungen jene Drehmomente Spitzen berücksichtigt, die während des Praxisbetriebs der Kupplung auftreten können, sich aber im Vorfeld nicht exakt berechnen lassen. Der richtige Betriebsfaktor hat daher entscheidenden Einfluss auf Zuverlässigkeit und Preis einer Lamellenkupplung.
Die Lamellenkupplung und ihre industriellen Anwendungen
Über die technisch-physikalischen Grundlagen hinaus sind bei der Auswahl der passenden Wellenkupplung auch Produktqualität und Veredelung zu bedenken. Die Lamellenkupplungen von Ringspann verfügen standardmäßig über eine Oberflächen-Phosphatierung für einen hohen Korrosionsschutz. Zudem sind die Kupplungen serienmäßig in der Güte G6.3 nach DIN 1940 ausgewuchtet. Damit unterstützen sie einen vibrationsfreien Rundlauf der Wellen.
„Häufig wird dieser Qualitätsfaktor bei der Auswahl von Lamellenkupplungen nicht berücksichtigt. Das führt in der Anwendung zu Rundlauf-Problemen, überhöhten Geräuschemissionen und häufig zum vorzeitigen Versagen der Kupplung oder sogar Schäden an anderen Bauteilen des Antriebs“, betont der Produktmanager.
Das aktuelle Ringspann Portfolio von Wellenkupplungen beinhaltet eine große Auswahl an Flansch-, Ausgleichs- und Konus-Spannkupplungen sowie Zahnkupplungen, Stahlbandkupplungen, Bolzenkupplungen, Klauenkupplungen und eben Lamellenkupplungen.
Drehsteife Wellenkupplung für Messflansch im Prüfstand
Martin Schneweis ist Produktmanager bei der Ringspann GmbH in Bad Homburg.