Interview mit
"Durch flache Hierarchien sind wir sehr flexibel und haben kurze Reaktionszeiten"
developmentscout: Rodriguez hat sich in den letzten Jahren vom reinen Händler zum Entwickler und Fertiger von Lagerlösungen und Lineartechnik entwickelt. Wo steht das Unternehmen heute?
developmentscout: Sie haben vor nun schon bald drei Jahren Mitte 2008 das Unternehmen Rodriguez gekauft. War das aus heutiger Sicht eine gute Entscheidung?
Schulz: Das ist ein 'mixed feeling'. Wir hatten leider nur zwei Monate Normalität zwischen dem Kauf des Unternehmens und dem Eintreffen der Krise, die sofort mit einem Rückgang der Geschäfte einherging. Es folgte 2009 der Tiefpunkt mit furchtbaren 45 Prozent Umsatzeinbruch. Damals habe ich schon öfter gedacht, nicht die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Jetzt im Nachhinein finde ich allerdings, dass es zu Hundertprozent richtig war. Es macht wieder sehr viel Freude und ich würde es wieder tun.
developmentscout: Wie ist denn die aktuelle Geschäftslage von Rodriguez?
Schulz: Die aktuelle Geschäftslage ist sehr gut, wenn auch unterschiedlich in unseren drei Kerngeschäftsfeldern. Für die Lineartechnik hat die Konjunktur bereits im ersten Quartal letzten Jahres angefangen, kräftig zuzulegen, da kamen wir schon fast wieder auf das Niveau von Mitte 2008 und befinden uns jetzt darüber. Im rotativen Bereich, sprich bei den Wälzlagern, begann die Erholung sehr viel später und wir haben aktuell noch nicht ganz das Niveau von vor der Krise wieder erreicht.
developmentscout: Welche Neuheiten haben Sie in diesem Jahr auf der Hannover Messe präsentiert?
Schulz: Wir haben unseren Fokus auf die Eigenfertigung gelegt und gezeigt, dass wir nicht nur Händler von Wälzlagern sind, sondern sie zunehmend auch selber entwickeln und fertigen. Dabei haben wir uns auf kundenspezifische Produkte spezialisiert. Wir möchten für unsere Kunden einen Mehrwert schaffen, indem wir nach dem 'value added product'-Prinzip verschiedene Komponenten zusammenfügen. Hierfür nutzen wir in vielen Fällen auch schon unsere eigenen Fertigungskapazitäten, die wir mehr und mehr ausbauen. In diesem Jahr haben wir bereits wieder kräftig in neue Maschinen für alle Fertigungsbereiche investiert.
developmentscout: Sie bieten Präzisionslager und -lineartechnik für die verschiedensten Industriebereiche. Das machen viele. Was macht Rodriguez besonders?
Durch unsere flachen Hierarchien können wir sehr flexibel sein und kurze Reaktionszeiten bieten. Eine schnelle Bearbeitung bei der Angebotsanfrage, das Finden der Problemlösung bis hin zur Auftrags-Auslieferung das sind neben der innovativen Technik, die wir als gegeben voraussetzen, unsere Stärken. Unser Fokus liegt auf Service, Beratung und Kundennähe.
developmentscout: Was bedeuten die großen energiepolitischen Umwälzungen für Rodriguez, werden Sie sich ein Stück vom Kuchen abschneiden?
Schulz: Selbstverständlich. Wir haben für die Solarindustrie einige interessante und auch neue Anwendungen für Nachführsysteme von Solaranlagen entwickelt. Dafür testen wir derzeit Prototypen für unsere Kunden, die vorwiegend aus Frankreich und Spanien kommen. Für das Wälzlagergeschäft in Windanlagen sind unsere Lager nicht große genug.
developmentscout: Welche Ziele hat sich Rodriguez gesteckt?
Schulz: Ein großes Ziel ist es, das Umsatzvolumen von 2008 wieder zu erreichen und zwar möglichst schnell. Das werden wir in diesem Jahr noch nicht ganz schaffen, weil unser dritter Bereich, die Fahrzeugtechnik, noch etwas konjunkturell hinterher hinkt. Voraussichtlich werden wir aber Ende 2012 das Niveau von 2008 erreichen.