Harting11018SSI Schäfer setzt als Generalunternehmer weitgehend auf standardisierte Baugruppen, um die Beschaffungsprozesse zu optimieren, den internen Logistikaufwand zu verschlanken sowie Montage- und Wartungszeiten zu reduzieren. Dabei setzt der Intralogistikspezialist auf Lieferanten wie Harting und Igus, nicht nur weil beide Unternehmen dem Systemgedanken Rechnung tragen.

Für einen Anbieter von hochperformanten Lager- und Logistiksystemen hat die Betriebssicherheit und Zuverlässigkeit der eingesetzten Komponenten höchste Priorität. Ein Ausfall oder die Reparatur der Systeme wirkt sich direkt negativ auf die Durchsatzleistung aus. Dies gilt es durch angepasste Elemente und standardisierte Baugruppen weitestgehend zu verhindern. Zusätzlich sollten die Strukturen so ausgelegt sein, dass eine Wartung oder Reparatur möglichst wenig Zeit beansprucht.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit

Harting41018„Wir planen und konzipieren ganzheitliche Intralogistiklösungen passgenau über alle Branchen hinweg “, erklärt Markus Sellen, Product Manager Storage Technology bei SSI Schäfer. „Als global tätiger Generalunternehmer realisieren wir komplexe Logistiksysteme, ausgehend von der Systemplanung und -beratung bis hin zur schlüsselfertigen Anlage und maßgeschneiderten Service- und Wartungsangeboten. Hochperformante Softwarelösungen zur Abdeckung aller Vorgänge von der Lager- bis zur Materialflussverwaltung runden unser Leistungsportfolio ab.“

Für den Kunden hat dies neben der Flexibilität und Effizienz den Vorteil, dass er nur einen Ansprechpartner für alle Fragen rund um den Bau, die Installation und den Betrieb hat. „Als Generalunternehmer tragen wir dann auch die volle Verantwortung“, stellt Markus Sellen klar. „Aus diesem Grund arbeiten wir nur mit Lieferanten zusammen, die dem Systemgedanken Rechnung tragen und technische Anforderungen antizipieren, um uns die entsprechenden Lösungen und Weiterentwicklungen zur Verfügung zu stellen."

Darin liegen die besonderen Kompetenzen von Harting und Igus. Im Umfeld zunehmender Modularität und dem fortwährenden Anspruch an immer schnellere Prozesse gilt es, passende Lösungen bereitzustellen, die optimal aufeinander abgestimmt sind.

Vorkonfektioniert und anschlussfertig

Igus liefert schon seit 2012 vorkonfektionierte, anschlussfertige „Readychain“-Energiezuführungen für das Regalbediengerät „Exyz“ (RBG) des Logistikspezialisten. Das Exyz dient der vollautomatischen Lagerung von Paletten. Es ist unter tropischen Bedingungen ebenso einsetzbar wie in Tiefkühllagern und natürlich auch für Anwendungen in Standard-, Kanal-, Durchlauf- und Kommissionierlagern bis zu einer Höhe von 45 m geeignet. Die Bezeichnung Exyz leitet sich aus Effizienz (E) bzgl. Energieverbrauch und Leistungsfähigkeit ab und dies auf allen drei Arbeitsachsen X, Y und Z des Lagers, also für Längsfahrt, Hub- sowie Ein- und Auslagerungsbewegungen.

Igus liefert die passende Systemlösung Readychain. Sie besteht aus einer im Innenradius aufklappbaren Energiekette der Serie E2/000 mit Zugentlastung, ausfallsicherer „Chainflex“-Steuer- und Datenleitungen sowie Bus- und Motorleitungen. Wird das RBG im Tiefkühlbereich bis -30 °C oder im Frischebereich bis +5 °C eingesetzt, wird zum einfachen Handling die Systemlösung mit angepassten „Han-Modular“-Steckverbindern von Harting bestückt.


Harting KukaMit Kuka vom Harting Stecker zur Roboter Connectivity


„Wir setzen schon seit vielen Jahren auf die Energiezuführungen von Igus“, sagt Sebastian Leimeister, Teamleiter Lagermaschinen-Hardware bei SSI Schäfer. „Vor der Einführung des RBG Exyz haben wir in Eigenregie konfektioniert. Aber aus wirtschaftlichen Gründen nutzen wir seit 2012 ausschließlich vorkonfektionierte Systeme, die an der jeweiligen Baustelle nur noch eingebaut werden müssen. Und da ist eine einfache, schnell und sicher durchzuführende Montage gefragt.“

Flexible Lösungen mit geringem Platzbedarf

Harting21018Um die Warenverfügbarkeit im Lager sicherzustellen, haben Betriebssicherheit und Zuverlässigkeit der zum Einsatz kommenden Komponenten höchste Priorität. Die Energiekette mit den Leitungen und den Steckerverbinder-Systemen müssen zusammen Hitze und Kälte sowie die Fahr- und Hubgeschwindigkeiten bis 240 bzw. 90 m/min dauerhaft aushalten. Mit diesem Anforderungsprofil haben anfangs alle Projektpartner gemeinsam an einer perfekten Lösung gearbeitet.

Um einen Ketten- oder schlimmstenfalls einen Leitungsbruch auszuschließen, wurde zunächst das „Guidelok“-System installiert. Bei diesem System handelt es sich um eine Führungsrinne für vertikale Anwendungen, die speziell bei Regalbediengeräten zum Einsatz kommt. „Das war damals der Durchbruch“, bestätigt Sebastian Leimeister. „Mit der Entwicklung und der Installation der Rinne für vertikale Bewegungen, konnten alle Toleranzen eingehalten und damit die Verfügbarkeit dauerhaft sichergestellt werden.“ Heute wird bei SSI Schäfer das Nachfolgemodell „Guidelok Slimline P“ installiert. „Das vorgeprüfte System wird kundenindividuell in einem Ladungsträger verpackt und an die jeweilige Baustelle geliefert. Dieses muss dann vor Ort nur angeschlossen werden“, hebt Till Brinkmann, Igus Produktmanager Readychain + Readycable, die Vorgehensweise hervor. „Und das funktioniert aufgrund der Standardisierung einwandfrei.“

Macht Plug-and-play erst möglich

Um den unterschiedlichsten Anforderungen der Anlage in Bezug auf die zu übertragenen Leistungen oder auch Daten gerecht zu werden, kommen „Han“-Steckverbinder von Harting zum Einsatz. In Abstimmung mit Igus werden dann die entsprechenden System-Verkabelungen kundenspezifisch gefertigt und mit den Anlagenmodulen kombiniert. Dadurch wird eine Plug-and-play-Installation mit kürzesten Aufbauzeiten ermöglicht. Wird das RBG im Kühllager eingesetzt, kommen im Kältebereich ausschließlich korrosionsbeständige Han-Steckverbinder zum Einsatz. Neben Standard Einsätzen zur Signal- und Leistungsübertragung werden auch spezielle Lösungen für die Datenkommunikation über RJ45 Schnittstellen verwendet.


Roboterarm Robolink IgusRoboterarm | auch als Bausatz


Gerade die Kombination unterschiedlicher Übertragungsmedien, möglichst in einer kompakten Einheit, ist im industriellen Umfeld immer mehr gefordert. Möglich wird dies unter anderem durch Verwendung einzelner Module für unterschiedliche Übertragungsmedien. Egal ob Signale, Daten bis zu Übertragungsraten von 10 G, Leistungen bis zu 200 A pro Kontakt und auch Druckluft lassen sich in Industriesteckverbinder-Gehäusen der unterschiedlichsten Varianten und Standardgrößen kombinieren. Mit Industriesteckverbinder-Lösungen von Harting werden so hochflexible Schnittstellen mit geringem Platzbedarf und vielen Funktionen sehr einfach handhabbar. „So sind trotz der Vorgabe einer Standard-Schnittstelle individuell unterschiedliche Anforderungen im gesamten Anlagenumfeld umsetzbar und wir stellen die geforderte Variabilität bei den Leitungskonfigurationen sicher“, stellt Brinkmann klar.

Modularität als Auslöser

Dass innovative Unternehmen profitabler sind und schneller auf Marktveränderungen reagieren können, ist durch eine Vielzahl von Studien belegt. Eine Studie von Pricewaterhouse Coopers zeigte aber auch, dass ein zentrales Kriterium die Kraft der Kooperation ist. Wer also auf seinen Märkten führend bleiben möchte oder sogar Zukunftsmärkte erobern will, muss die Fähigkeit haben, Innovationen in einem branchenübergreifenden Wissenstransfer zu entwickeln und zu vermarkten.

Während Harting und Igus zu Beginn der Zusammenarbeit hauptsächlich in Bezug auf den Einsatz von Standardlösungen für die kundenangepassten Energiekettensysteme kooperierten, kam die Idee auf, ein gemeinsames Co-engineering aufzuziehen. Denn denkt man die technischen Anforderungen von SSI Schäfer, ist es nur logisch, dass ein auf nahezu jede Geometrie der Energiekette anpassbares Steckergehäuse, auf großes Kundeninteresse stoßen würde. So kamen die beiden Zulieferer überein, die im Igus Geschäftsbereich Konfektionierung entstandene Idee gemeinsam weiter zu entwickeln und zur Marktreife zu bringen.


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Denn der dahinterliegende Modularitätsgedanke, sprich das Baukastenprinzip, hat viele Vorteile. Zum einen ist es einfacher, ein komplexes Gesamtsystem aus definierten, standardisierten und genormten Einzelteilen zusammenzufügen. Dies bringt wiederum einen enormen Zeitvorteil bei Montage und Wartungsarbeiten. Zum anderen trägt ein Senken der Fehlerhäufigkeit zugleich zu der hohen Effizienz bei. Durch den Einsatz von Modulen lassen sich Produktions- und Arbeitsprozesse verkürzen, die Entwicklungen vereinfachen, die Kosten senken und die Qualität dauerhaft sicherstellen. So ließen sich alle technischen und wirtschaftlichen Forderungen von SSI Schäfer, aber auch von anderen Kunden erfüllen.

Harting nennt diesen Co-engineering-Prozess „Connect+Collaborate“ und möchte damit u. a. gemeinsame Entwicklungen mit der Kombination aus unterschiedlichen Kernkompetenzen vorantreiben.

Anpassbares Gehäusekonzept

Harting31018Das erste Ergebnis dieses Modularisierungsansatzes, mit einem nicht unerheblichen Einsparpotenzial, wurde auf der Hannover Messe erstmals vorgestellt. Die „Han-Modular Flexbox“ (Igus-Bezeichnung „Module Connect“) ist ein innovatives Gehäusekonzept, welches sich auf die vielfältigsten Kundenbedürfnisse anpassen lässt. Das modulare Baukastenprinzip schafft eine Vielzahl individuell gestalteter Schnittstellen. Die Möglichkeit, die einzelnen Flexboxen untereinander zu verbinden und somit eine Kombination aus einzelnen Steckverbindern zusammenführen zu können, führt zu einer erheblichen Platzeinsparung in der Anwendung. Zudem bringt es eine signifikante Zeiteinsparung, da nur noch ein einzelnes Steckverbindersystem zum Einsatz kommt, das für die Verbindung einer Energiekette genutzt werden kann. Integrierte Dichtungen innerhalb der Han-Modular Flexbox, die in diversen Durchmessern für die entsprechenden Kabeldurchführungen zur Verfügung stehen, gestatten eine Anpassung der Flexbox für jeden Anwendungsfall.

Zusätzlich verfügt das Gehäusekonzept über eine integrierte Zugentlastung, welche optional genutzt werden kann. Folglich ist es den Kooperationspartnern gelungen, alle Funktionen eines industrietauglichen Steckverbinder-Gehäuses innerhalb dieser Flexbox zu vereinen. Da in der Han-Modular Flexbox Steckverbinder-Module aus dem Han-Modular Portfolio zum Einsatz kommen, ist eine größtmögliche Vielfalt geboten. Mit über 100 verschiedenen Modulen bietet Harting Konfigurationsmöglichkeiten für alle Anwendungsfälle. Der gebotenen Flexibilität von SSI Schäfer sind somit nahezu keine Grenzen gesetzt.

Kundenanforderungen kennen und verstehen

Der Entwicklung der Han-Modular Flexbox waren diverse Abstimmungen unter den Partnern vorangegangen. Guido Selhorst, Leiter Corporate Market Communication bei Harting: „Zu den Dingen, die im Rahmen des Co-engineerings geklärt werden müssen, gehörten in jedem Fall Fragestellungen zur Funktionalität des Teils, denn daraus ergeben sich Anforderungen für seine Herstellung. Der Fokus eines Entwicklers bei einem Energieketten-Hersteller ist dabei meist ein anderer als der des Steckverbinder-Herstellers und gerade deshalb ist ein persönlicher Austausch unabdingbar.“ Till Brinkmann, International Product Manager bei Igus, ergänzt: „Wichtig war uns, regelmäßig die entsprechenden Projektteams an einen gemeinsamen Tisch zu bringen, um die gesetzten Meilensteine abzugleichen.“

Bringt man den zentralen Aspekt eines Co-engineering-Prozesses auf den Punkt, kann man sagen: Wissen fließt in beide Richtungen und kommt dem Kunden zu Gute. So wird die Kombination komplementärer Kompetenzen zur Eintrittskarte in neue Märkte und in die Innovationsarenen der Zukunft.

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Autorenangabe
Guido Selhorst

Guido Selhorst ist Leiter Corporate Market Communication bei der
Harting Technologiegruppe, Espelkamp.